ANTIRASSISTISCHE
INITIATIVE E.V.
ANTIRASSISTISCHES
TELEFON
ZAG
REDAKTION
Berlin,
20.1.2001
Neu
erschienen:
8. aktualisierte Auflage der Dokumentation
"Bundesdeutsche Flüchtlingspolitik
und ihre tödlichen Folgen"
- 1993 bis 2000 -
Der Aufforderung
an die deutsche Bevölkerung zu einem "Aufstand der Anständigen",
die Aufforderung nach Zivilcourage und Einmischung, machte im Sommer 2000
Schlagzeilen. Dem realen staatlichen Rassismus und der menschenverachtenden
Flüchtlingspolitik spricht dies Hohn. Moralische Appelle ohne entsprechende
Konsequenzen in der Politik werden den Rassismus in der Gesellschaft eher
verstärken.
Die Verantwortlichen
für die restriktive bundesdeutsche Flüchtlingspolitik sind stolz
auf die auch im Jahr 2000 weiter gesunkenen Flüchtlingszahlen und
die geringe Anerkennungsquote der Asylsuchenden. Ein Resultat der geschlossenen
Grenzen, der skandalösen Behandlung von Flüchtlingen und der
erklärten Absicht, den Menschen einen Aufenthalt in diesem Lande zu
verwehren. Dies geschieht u.a. auch durch Ablehnungen und Abschiebungen
von AsylbewerberInnen, die von nicht-staatlichen Organisationen mißhandelt
und verfolgt wurden; dies geschieht auch z.B. durch konsequentes Ignorieren
von frauenspezifischen Fluchtgründen.
Eine aus Deutschland
nach England geflohene abgelehnte Asylbewerberin aus Somalia bekommt am
19. Dez. 2000 in England Schutz vor Rückschiebung nach Deutschland.
Begründung von Britain's highest Court: Deutschland ist kein sicheres
Land, weil nicht-staatliche Verfolgung als Asylgrund nicht anerkannt wird
und die Menschen in ihre Verfolgerstaaten abgeschoben werden, wo ihnen
Gefahr für Leib und Leben drohen.
Während
die Grenzen zur BRD für Flüchtlinge immer undurchlässiger
werden und diejenigen, die durchkommen, mit High-Tech aufgespürt und
von Hunden gehetzt, gebissen und gestellt werden, sieht die Abschottung
im Inneren des Landes anders aus. Ein Netz von Gesetzen, eine Armee von
Schreibtischtätern und ein Heer von Polizei- und Bundesgrenzschutz-Beamten
stehen den einzelnen Flüchtlingen gegenüber. Der staatliche Rassismus
wird besonders deutlich, wenn Flüchtlinge hinter Stacheldrahtzäunen
zu Hunderten kaserniert werden - mit dem Verbot, die Ortschaft zu verlassen
(Residenzpflicht). Am Ende des Aufenthaltes in der BRD steht dann die Abschiebung
mit allen Mitteln und allen Tricks - und vor allem mit Gewalt. Die von
uns dokumentierten über 2300 Einzelfälle verdeutlichen nur einen
kleinen Ausschnitt der Wirklichkeit bundesdeutscher Flüchtlingspolitik.
Die Dokumentation
umfaßt den Zeitraum vom 1.1.1993 bis 31.12.2000:
119 Flüchtlinge
starben auf dem Wege in die Bundesrepublik Deutschland oder an den Grenzen,
davon allein
89 an den deutschen Ost-Grenzen,
283 Flüchtlinge
erlitten beim Grenzübertritt Verletzungen, davon 144 an den deutschen
Ost-Grenzen,
92 Flüchtlinge
töteten sich angesichts ihrer drohenden Abschiebung oder starben bei
dem Versuch, vor
der Abschiebung
zu fliehen; davon 45 Menschen in Abschiebehaft,
310 Flüchtlinge
haben sich aus Angst vor der Abschiebung oder aus Protest gegen die drohende
Abschiebung
(Risiko-Hungerstreiks) selbst verletzt oder versuchten, sich umzubringen;
davon
befanden sich
214 Menschen in Abschiebehaft,
5 Flüchtlinge
starben während der Abschiebung und
159 Flüchtlinge
wurden durch Zwangsmaßnahmen oder Mißhandlungen während
der Abschiebung verletzt,
13 Flüchtlinge
kamen nach der Abschiebung in ihrem Herkunftsland zu Tode und mindestens
276 Flüchtlinge
wurden im Herkunftsland von Polizei oder Militär mißhandelt
und gefoltert,
46 Flüchtlinge
verschwanden nach der Abschiebung spurlos,
10 Flüchtlinge
starben durch Polizeigewalt, 145 wurden durch Polizei oder Bewachungspersonal
verletzt,
54 Menschen
starben bei Bränden in Flüchtlingsunterkünften, 492 Flüchtlinge
wurden z.T. erheblich verletzt,
10 Menschen
starben durch rassistische Angriffe auf der Straße.
Ein Fazit:
Durch staatliche
Maßnahmen der BRD kamen mehr Flüchtlinge ums Leben (239 Flüchtlinge)
als durch rassistische
Übergriffe (64 Flüchtlinge).
Die Dokumentation
ist bei uns erhältlich zum Preis von 15,00 DM (plus Porto)
demnächst
im Netz unter der Adresse: www.berlinet.de/ari
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